Montag, 18. März 2013

DK 03 Offenbarungen

Nur mühselig gelingt es ihm seine Augen zu öffnen und sich umzusehen. Er liegt in einem Bett, die Wände sind weiß. Die Sanitätsstätte.
   Erst jetzt bemerkt er die Schläuche die von seinen Körper hinüber zu mehreren Tröpfen gehen. Das war zu erwarten.
   Stimmen erklingen von außen, kurz bevor sich die Tür öffnet: „… warte bis dieser Idiot aufwacht. Oh.“
   Da steht sie, der Grund warum er nun hier liegt und doch breitet sich in seinem Gesicht das dümmste Grinsen aus was sie sich vorstellen könnte.
   „Hey, Catherine! Was führt dich denn hier her?“
   „Du bist also wach. Ich bin nur hier um zu überprüfen ob du nicht vielleicht doch gestorben bist.“ Sie nickt dem bärtigen alten Mann in der Tür zu, woraufhin er den Raum verlässt und die Tür hinter sich schließt.
   „Du machst dir also Sorgen um mich?“
   „Es ist nie gut für die eigene Reputation wenn einer der eigenen Studenten sich selbst mit einem Zauber tötet.“
   „Das stimmt wohl. War das Hüter Draemus?“
   „Ja, er wird den Zirkel informieren.“
   Er richtet sich im Bett auf. „Die Hohemagier sind jetzt wohl ziemlich wütend auf mich, richtig?“
   „Pff, wütend ist kein Ausdruck. Am Anfang waren noch alle ziemlich verwirrt, bis sie begriffen hatten was du getan hattest. Du hast sie ernsthaft angezapft?“, fragt sie ihn.
   „Sind meine kleinen Talismane also aufgeflogen?“
   „Natürlich. Glaubst du etwa nicht, einen Hohemagier fällt es nicht, wenn man ihn für eine Zusammenkunft missbraucht? Wie hast du es überhaupt geschafft, dass jeder von ihnen, genau an der richtigen Position des Pentagramms stand?“
   „Ach ein bisschen stupsen und stoßen“, antwortet er ihr nebulös.
   „Aja. Aros ist auf jeden Fall vollkommen ausgerastet wegen deinem Stoßen. Er wollte dich sofort aus dem Zirkel schmeißen. Vermutlich lag das daran das du den Spruch genau dann gewirkt hattest, als er aufm Abgang war. War angeblich kein schöner Anblick als sie ihn fanden.“
   Amüsiert verzieht er das Gesicht. „War so nicht geplant, glaub mir. Wie haben die anderen reagiert?“
   „Sehr unterschiedlich. Wir hatten vor einem halben Glockenschlag eine Notfallversammlung wegen deinem Fall.“
   „Und? Wann muss ich gehen?“
   „Zum Ende deiner Ausbildung, zu meinem eigenen Erstaunen. Athera hat sich wie immer enthalten. Vier waren für eine Verbannung, aber auch vier waren dagegen und da war auch der Erzmagier drunter. Damit bleibst du.“
   Verblüfft sieht er sie an. „Tatsächlich? Und? warst du unter den vier die sich dagegen aussprachen?“
   Finster blickt sie ihn an. „Irgendwer muss ja dafür Sorge tragen, dass du so etwas nie wieder machst. Der Erzmagier war einfach nur fasziniert von deinem Trick, darauf wär wohl selbst er nicht gekommen. Hyrasis hat sich so seltsam wie immer benommen. Ich vermute einmal er hat dir bei deinem Plan geholfen?“
   „Wie kommst du darauf mich würde der Meister der Schatten und der Sphärenkunde bei so einer schrecklichen Tat unterstützen?“, sein breites Grinsen straft ihn Lüge.
   Kopfschüttelnd fährt sie fort: „Ich verstehe nur nicht warum Mesis für dich gestimmt hat. Ich bin davon ausgegangen, gerade dieser alte Griesgram wäre gegen dich. Insbesondere da du ihn in seiner eigenen Disziplin, der Artefaktkunde hinters Licht geführt hast. Wie hast du das überhaupt geschafft?“
   „Oh ja, er war wirklich der Schwerste von allen. Bei den anderen konnte ich ja tricksen, ein wenig Täuschungsmagie, ein paar Sphärenverschiebungen …“
   „Hyrasis, du Mistkerl“, murmelt Catherine vor sich hin.
   „…und schon fallen die Fokusse niemanden mehr auf. Bis man den Zauber nutzt natürlich. Aber leider würden diese Stücke einem Kundigen wie Mesis sofort auffallen habe ich mir gedacht. Da musste ich wirklich tief in meine Trickkiste greifen. Weißt du, mir ist aufgefallen wie er immer wieder in der Bibliothek war. Ständig hat er ein und dieselben Bücher ausgeliehen und zurückgebracht. Du fragst dich jetzt vermutlich: Warum hat er sie nicht einfach dauerhaft ausgeliehen? Wär ja kein Problem für ihn …“
   „Nein, nicht wirklich.“
   „Danke für die Unterbrechung. Auf jeden Fall gab es da noch einen anderen Grund“, er beugt sich vor und flüstert verschwörerisch: „Er war verknallt in die Bibliothekarin!“
   „Aja?“, eine ihrer Augenbrauen wandert nach oben.
   „Vertrau mir, ich kenn die Anzeichen.“
   „Aus eigener Erfahrung?“
   „So in etwa. Er war nur zu schüchtern sie anzusprechen. Alsooo, hab ich das für ihn übernommen.
Wir haben uns unterhalten und irgendwann ist dann gaaanz zufällig das Thema auf unseren Artefaktkundler gefallen. Tja was soll ich sagen: Sie war auch an ihm interessiert. Nach einigen hin und her, hatte ich es dann geschafft: Ein Treffen zwischen beiden genau zum dritten Glockenschlag am vierten Kalendertages diesen Monats.“
   Sie sieht ihn erstaunt an.
   „Dann war es ein Kinderspiel. Ich hab ihr den Fokus untergeschoben und passend zum Beginn unseres Duells war er nah genug am Kristall, damit der Zauber wirken konnte.“
   „Das alles nur um dich zu beweisen?“
   „Joa und naja, ich fand auch, sie würden ein nettes Paar abgeben. Was ja wohl auch geklappt hat“, er grinst sie wieder an, während sie nur mit dem Kopf schüttelt.
   „Das begreife ich einfach nicht. Wieso willst du dich unbedingt mit mir messen und das ausgerechnet in der Elementarmagie. Ich weiß genau, das ist nicht deine Stärke. Auch nach der Aktion von gestern Mittag. Du warst anfangs ein Student von Hyrasis und erst später bist du zu mir gekommen. Wieso?“
   „Wieso wohl? Ich wollte das du mich bemerkst.“
   Ihr Blick wird wütend. „Ernsthaft? Ich versteh das nicht. Wir kannten uns damals nicht, haben nicht ein Wort miteinander gewechselt und trotzdem hast du dich in mich verliebt? Genau wie diese anderen Kerle“, sie schüttelt ihren Kopf. „Sie kommen an und glauben sie würden mich kennen, aber keiner von ihnen interessiert sich für mich! Die einen stehen auf meine Macht und die anderen auf meinen Arsch. Was ist dein Grund?“
   „Mh, das ist eine längere Geschichte. Aber nun gut. Weißt du, ich bin vor knapp zwei Jahren hier in die Hauptstadt gezogen. Ich hatte nicht viel und die Mieten hier sind grauenvoll hoch. Ich hatte aber ziemliches Glück. Am Stadtrand konnte ich in einer privaten Pension unterkommen. Ich musste dem alten Besitzer nur ein wenig am Haus helfen. Mein Zimmer war recht klein, dafür war das Essen richtig gut und die Nachbarschaft sehr freundlich. Neben dem Haus in dem ich wohnte lebte eine junge Familie. Er war Schlosser und sie kümmerte sich Vollzeit um ihre kleine Tochter. Du kennst sie auch. Sie war eine ehemalige Studentin von dir oder? Das hat mir zumindest der alte Besitzer gesagt, nachdem ich ihn gefragt hatte warum eine Hohemagierin regelmäßig unsere Nachbarn besucht.“
   „Rike. Ja, sie war eine vielversprechende Studentin. Irgendwann verliebte sie sich in diesen Kerl und hat den Zirkel verlassen. Anfangs bin ich zu ihr gegangen um sie zum Zurückkommen zu überreden, aber später, keine Ahnung, aus Gewohnheit?“
   „Auf jeden Fall hatte diese überaus nette kleine Familie ein elendes Mistvieh von einem Hund. Diese kleine Ratte ist jedem Karren hinterher gelaufen und hat mich jedes Mal angekläfft, wenn ich abends vom Unterricht nach Hause wollte“, er lehnt sich zurück ins Kissen und schaut an die Decke, „dieser Grund nach dem du mich gefragt hast, er war an dem Abend an dem er mich nicht ankläffte. Der Besitzer sagte mir, der Kleine hat sich am Morgen mit einem Postpferd angelegt und verloren. Es hat ihn einfach niedergetrampelt. Ihre Tochter hat den halben Tag über geweint. Die arme Kleine. Kurz vor Mitternacht wurde ich von einen Schluchzen aufgeweckt. Ich dachte erst, dass die Kleine sich rausgeschlichen hätte. Doch ich sah jemanden anderen dort an dem kleinen Grab. Die mächtigste Hohemagierin die mir jemals begegnet ist, eine Veteranin der Dämmerkriege, sitzt da und weint herzzerreißend um einen kleinen Hund den sie kaum kannte.“
   Es wird still im Raum.
   „Mein Grund? Dein Herz.“

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