Erst jetzt
bemerkt er die Schläuche die von seinen Körper hinüber zu mehreren Tröpfen
gehen. Das war zu erwarten.
Stimmen
erklingen von außen, kurz bevor sich die Tür öffnet: „… warte bis dieser Idiot
aufwacht. Oh.“
Da steht sie,
der Grund warum er nun hier liegt und doch breitet sich in seinem Gesicht das
dümmste Grinsen aus was sie sich vorstellen könnte.
„Hey, Catherine!
Was führt dich denn hier her?“
„Du bist also
wach. Ich bin nur hier um zu überprüfen ob du nicht vielleicht doch gestorben
bist.“ Sie nickt dem bärtigen alten Mann in der Tür zu, woraufhin er den Raum
verlässt und die Tür hinter sich schließt.
„Du machst dir
also Sorgen um mich?“
„Es ist nie gut
für die eigene Reputation wenn einer der eigenen Studenten sich selbst mit
einem Zauber tötet.“
„Das stimmt
wohl. War das Hüter Draemus?“
„Ja, er wird den
Zirkel informieren.“
Er richtet sich
im Bett auf. „Die Hohemagier sind jetzt wohl ziemlich wütend auf mich,
richtig?“
„Pff, wütend ist
kein Ausdruck. Am Anfang waren noch alle ziemlich verwirrt, bis sie begriffen
hatten was du getan hattest. Du hast sie ernsthaft angezapft?“, fragt sie ihn.
„Sind meine
kleinen Talismane also aufgeflogen?“
„Natürlich.
Glaubst du etwa nicht, einen Hohemagier fällt es nicht, wenn man ihn für eine
Zusammenkunft missbraucht? Wie hast du es überhaupt geschafft, dass jeder von
ihnen, genau an der richtigen Position des Pentagramms stand?“
„Ach ein
bisschen stupsen und stoßen“, antwortet er ihr nebulös.
„Aja. Aros ist
auf jeden Fall vollkommen ausgerastet wegen deinem Stoßen. Er wollte dich
sofort aus dem Zirkel schmeißen. Vermutlich lag das daran das du den Spruch
genau dann gewirkt hattest, als er aufm Abgang war. War angeblich kein schöner
Anblick als sie ihn fanden.“
Amüsiert
verzieht er das Gesicht. „War so nicht geplant, glaub mir. Wie haben die
anderen reagiert?“
„Sehr
unterschiedlich. Wir hatten vor einem halben Glockenschlag eine
Notfallversammlung wegen deinem Fall.“
„Und? Wann muss
ich gehen?“
„Zum Ende deiner
Ausbildung, zu meinem eigenen Erstaunen. Athera hat sich wie immer enthalten.
Vier waren für eine Verbannung, aber auch vier waren dagegen und da war auch
der Erzmagier drunter. Damit bleibst du.“
Verblüfft sieht
er sie an. „Tatsächlich? Und? warst du unter den vier die sich dagegen
aussprachen?“
Finster blickt
sie ihn an. „Irgendwer muss ja dafür Sorge tragen, dass du so etwas nie wieder
machst. Der Erzmagier war einfach nur fasziniert von deinem Trick, darauf wär
wohl selbst er nicht gekommen. Hyrasis hat sich so seltsam wie immer benommen.
Ich vermute einmal er hat dir bei deinem Plan geholfen?“
„Wie kommst du
darauf mich würde der Meister der Schatten und der Sphärenkunde bei so einer
schrecklichen Tat unterstützen?“, sein breites Grinsen straft ihn Lüge.
Kopfschüttelnd
fährt sie fort: „Ich verstehe nur nicht warum Mesis für dich gestimmt hat. Ich
bin davon ausgegangen, gerade dieser alte Griesgram wäre gegen dich.
Insbesondere da du ihn in seiner eigenen Disziplin, der Artefaktkunde hinters
Licht geführt hast. Wie hast du das überhaupt geschafft?“
„Oh ja, er war
wirklich der Schwerste von allen. Bei den anderen konnte ich ja tricksen, ein
wenig Täuschungsmagie, ein paar Sphärenverschiebungen …“
„Hyrasis, du
Mistkerl“, murmelt Catherine vor sich hin.
„…und schon
fallen die Fokusse niemanden mehr auf. Bis man den Zauber nutzt natürlich. Aber
leider würden diese Stücke einem Kundigen wie Mesis sofort auffallen habe ich
mir gedacht. Da musste ich wirklich tief in meine Trickkiste greifen. Weißt du,
mir ist aufgefallen wie er immer wieder in der Bibliothek war. Ständig hat er
ein und dieselben Bücher ausgeliehen und zurückgebracht. Du fragst dich jetzt
vermutlich: Warum hat er sie nicht einfach dauerhaft ausgeliehen? Wär ja kein
Problem für ihn …“
„Nein, nicht
wirklich.“
„Danke für die
Unterbrechung. Auf jeden Fall gab es da noch einen anderen Grund“, er beugt
sich vor und flüstert verschwörerisch: „Er war verknallt in die
Bibliothekarin!“
„Aja?“, eine
ihrer Augenbrauen wandert nach oben.
„Vertrau mir,
ich kenn die Anzeichen.“
„Aus eigener
Erfahrung?“
„So in etwa. Er
war nur zu schüchtern sie anzusprechen. Alsooo, hab ich das für ihn übernommen.
Wir haben uns unterhalten und irgendwann ist dann gaaanz
zufällig das Thema auf unseren Artefaktkundler gefallen. Tja was soll ich
sagen: Sie war auch an ihm interessiert. Nach einigen hin und her, hatte ich es
dann geschafft: Ein Treffen zwischen beiden genau zum dritten Glockenschlag am
vierten Kalendertages diesen Monats.“
Sie sieht ihn
erstaunt an.
„Dann war es ein
Kinderspiel. Ich hab ihr den Fokus untergeschoben und passend zum Beginn
unseres Duells war er nah genug am Kristall, damit der Zauber wirken konnte.“
„Das alles nur
um dich zu beweisen?“
„Joa und naja,
ich fand auch, sie würden ein nettes Paar abgeben. Was ja wohl auch geklappt
hat“, er grinst sie wieder an, während sie nur mit dem Kopf schüttelt.
„Das begreife
ich einfach nicht. Wieso willst du dich unbedingt mit mir messen und das
ausgerechnet in der Elementarmagie. Ich weiß genau, das ist nicht deine Stärke.
Auch nach der Aktion von gestern Mittag. Du warst anfangs ein Student von
Hyrasis und erst später bist du zu mir gekommen. Wieso?“
„Wieso wohl? Ich
wollte das du mich bemerkst.“
Ihr Blick wird
wütend. „Ernsthaft? Ich versteh das nicht. Wir kannten uns damals nicht, haben
nicht ein Wort miteinander gewechselt und trotzdem hast du dich in mich
verliebt? Genau wie diese anderen Kerle“, sie schüttelt ihren Kopf. „Sie kommen
an und glauben sie würden mich kennen, aber keiner von ihnen interessiert sich
für mich! Die einen stehen auf meine Macht und die anderen auf meinen Arsch.
Was ist dein Grund?“
„Mh, das ist
eine längere Geschichte. Aber nun gut. Weißt du, ich bin vor knapp zwei Jahren
hier in die Hauptstadt gezogen. Ich hatte nicht viel und die Mieten hier sind
grauenvoll hoch. Ich hatte aber ziemliches Glück. Am Stadtrand konnte ich in
einer privaten Pension unterkommen. Ich musste dem alten Besitzer nur ein wenig
am Haus helfen. Mein Zimmer war recht klein, dafür war das Essen richtig gut
und die Nachbarschaft sehr freundlich. Neben dem Haus in dem ich wohnte lebte
eine junge Familie. Er war Schlosser und sie kümmerte sich Vollzeit um ihre
kleine Tochter. Du kennst sie auch. Sie war eine ehemalige Studentin von dir
oder? Das hat mir zumindest der alte Besitzer gesagt, nachdem ich ihn gefragt
hatte warum eine Hohemagierin regelmäßig unsere Nachbarn besucht.“
„Rike. Ja, sie
war eine vielversprechende Studentin. Irgendwann verliebte sie sich in diesen
Kerl und hat den Zirkel verlassen. Anfangs bin ich zu ihr gegangen um sie zum
Zurückkommen zu überreden, aber später, keine Ahnung, aus Gewohnheit?“
„Auf jeden Fall
hatte diese überaus nette kleine Familie ein elendes Mistvieh von einem Hund.
Diese kleine Ratte ist jedem Karren hinterher gelaufen und hat mich jedes Mal
angekläfft, wenn ich abends vom Unterricht nach Hause wollte“, er lehnt sich
zurück ins Kissen und schaut an die Decke, „dieser Grund nach dem du mich
gefragt hast, er war an dem Abend an dem er mich nicht ankläffte. Der Besitzer
sagte mir, der Kleine hat sich am Morgen mit einem Postpferd angelegt und
verloren. Es hat ihn einfach niedergetrampelt. Ihre Tochter hat den halben Tag
über geweint. Die arme Kleine. Kurz vor Mitternacht wurde ich von einen
Schluchzen aufgeweckt. Ich dachte erst, dass die Kleine sich rausgeschlichen
hätte. Doch ich sah jemanden anderen dort an dem kleinen Grab. Die mächtigste
Hohemagierin die mir jemals begegnet ist, eine Veteranin der Dämmerkriege,
sitzt da und weint herzzerreißend um einen kleinen Hund den sie kaum kannte.“
Es wird still im
Raum.
„Mein Grund?
Dein Herz.“
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