Mittwoch, 13. März 2013

DK 08 Veränderungen


Die Mittagssonne steht hoch oben und taucht zum ersten Mal seit Wochen Steinhafen in ihr strahlend warmes Licht. Der Regen hat endlich aufgehört und die Stadt erwacht wieder zum Leben. Die Vögel zwitschern ihre Freude heraus und ein wütender Samarus stapft gefolgt von seiner Angetrauten durch die noch leere Parkanlage in der Nähe des Zirkels der Magi.
   „Nein und nochmals nein, das kann er vergessen!“, ruft er wütend.

   „Ach komm, ich versteh dein Problem nicht. Eine höhere Ehrung gibt’s nicht.“
   Abrupt dreht er sich um. „Ehrung? Das ist keine Ehrung! Der alte Sack will doch nur seine Arbeit auf mich abladen!“
   „Wer es glaubt. Jeder andere Hohemagier würd sich ein Bein dafür ausreißen.“
   „Ich aber nicht! Weißt du eigentlich was das für ein Aufwand ist? Der Alte sitzt teilweise über Tage hinweg in seinen Gemächern und muss Formular für Formular ausfüllen. Nein“, er fuchtelt abwehrend mit den Händen, „nein, das mach ich nicht, niemals!“
   Sie legt den Kopf schief. „Als man dich zum Hohemagier ernannt hat, warst du stolz wie Oskar und hast damit bei jedem der dir über den Weg gelaufen ist angegeben, wie du doch der ‚jüngste Hohemagier seit tausend Jahren‘ bist. Aber jetzt, da dich der Erzmagier zu seinem Nachfolger machen will und du damit mit Abstand der jüngste Erzmagier seit zehntausenden von Jahren wärst, da gefällt dir das nicht?“
   „Ganz genau. Die Arbeit als Hohemagier ist schon anstrengend genug. Ständig diese nervigen Studenten um die man sich kümmern muss, aber als Erzmagier komm ich doch nie mehr zu meinen Studien. Dann muss man auch immer bei diesen Banketten rumwandern und Hände schütteln. Beim Letzten hab ich gesehen wie sich der Erzmagier mit dieser Labertasche von Regenten von Mesa weit über zwei Glockenschläge unterhalten musste! Nein, ohne mich. Dia ist da übrigens auch ganz meiner Meinung.“
   „Dia ist ja auch ein Philanthrop und Freigeist durch und durch. Du dagegen …“
   „Er hat übrigens vor zu seinem 200ten Hochzeitstag sein Ehegelöbnis mit Valera zu erneuern. Sie planen eine kurze Hochzeit mit anschließender Feier. Naja, also offiziell ist es natürlich ihr 20zigster Hochzeitstag, es kommen ja auch viele Menschen zur Feier.“
   „Tatsächlich?“
   „Ja, und weist du was das Beste ist? Er hat mich gefragt ob ich sein Trauzeuge sein kann.“ Er strahlt über beide Ohren.
   „Ach, als Rache dafür, weil er bei unserer Hochzeit dein Trauzeuge sein musste?“
   „Wieso Rache? Es hat ihn doch tierisch gefreut, als ich ihn drum gebeten hatte, weil mein Bruder krank wurde.“
   „Ich glaube kaum er hat sich gefreut, als er deinen bis oben hin zugeschütteten Körper im Anschluss an deiner Junggesellenparty nach Hause schleppen musste …“
   Er kichert. „Das gehört halt dazu.“
   „Auch den zukünftigen Bräutigam davon abzuhalten die Tänzerinnen anzutatschen?“, redet sie mit ausdrucksloser Mine weiter.
„Äh, also. naja, ich …“. vorsichtig weicht er zurück.
   „Was ist denn?“, Catherine legt ihren Kopf schief, „geht dein Ablenkungsmanöver etwa nach hinten los?“
   Wieder ertappt. „Verdammt. Ich will den Titel nicht! Es gibt ja nicht einmal mehr …“
   Ein stechender Schmerz durchzuckt ihn urplötzlich. Er taumelt und geht in die Knie. Erst langsam lässt er nach.
   „Verflucht, was war das denn? Scheiße. Cat, hast du dir etwa eine neue Technik ausgedacht, wie du mir geistig in die Eier treten kannst? Cat?“ Er dreht sich in ihre Richtung und mit einem Schlag weicht ihm jede Farbe aus dem Gesicht. Catherine liegt vor ihm. Keinerlei Regung. „C, Cat?“

Verdammt was geschieht hier?
   Überall um ihn herum laufen Medici, Heiler und Helfer hin und her. Das gesamte Hospital ist in heller Aufregung.
   „Hey, wart mal!“, er greift sich eine der vorbeieilenden Helferinnen. „Was ist hier los?“
   „Was? Das wissen wir nicht. Überall in der Stadt sind auf einmal Menschen bewusstlos umgefallen. Unser Haus ist bereits überfüllt und es kommen immer mehr Fälle rein. Wir wissen nicht was es war, aber selbst aus dem Zirkel bekommen wir Meldungen von Magiern die zusammen gebrochen sind. Ich, ich muss jetzt weiter“, sie reißt sich los und rennt weiter.
   Scheiße, der Zirkel ist auch betroffen? War das ein magischer Angriff?
   Samarus sieht sich um. Hinter ihm liegt Catherine, immer noch ohne Bewusstsein in ihrem Bett. Er betrachtet die anderen Opfer.
   Sie haben alle keine Wunden oder Vergleichbares. Es muss. Moment, den kenn ich. Er war bei unserer Hochzeit. Mh, ihn hab ich auch schon einmal gesehen. Ein Freund von Dia? Die dahinten hab ich auch schon einmal gesehen und ihn? Ja, ihn kenn ich auch irgendwoher. Heilige Scheiße. Alle sind es Drachen!

Die Nacht ist heraufgezogen. Samarus hat es sich inzwischen auf einen Stuhl neben dem Bett seiner Liebsten bequem gemacht. Die Aufregung des Tages hat ihren Tribut gefordert, er schläft unruhig.
   „Mhm … was ist?“, müde schlägt er die Augen auf. Irgendetwas hat ihn aufgeweckt. „Cat? Cat! Du bist wach!“ Freudig springt er auf und hält abrupt inne als er begreift was ihn geweckt hat.
   Sie weint. Sie weint hemmungslos.
   „Was ist passiert?“
   Mit tränenunterlaufenden Augen sieht sie ihn an. „Papa ist tot.“

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