Die Mittagssonne steht hoch oben und taucht zum ersten
Mal seit Wochen Steinhafen in ihr strahlend warmes Licht. Der Regen hat endlich
aufgehört und die Stadt erwacht wieder zum Leben. Die Vögel zwitschern ihre
Freude heraus und ein wütender Samarus stapft gefolgt von seiner Angetrauten
durch die noch leere Parkanlage in der Nähe des Zirkels der Magi.
„Nein und
nochmals nein, das kann er vergessen!“, ruft er wütend.
„Ach komm, ich
versteh dein Problem nicht. Eine höhere Ehrung gibt’s nicht.“
Abrupt dreht er
sich um. „Ehrung? Das ist keine Ehrung! Der alte Sack will doch nur seine
Arbeit auf mich abladen!“
„Wer es glaubt.
Jeder andere Hohemagier würd sich ein Bein dafür ausreißen.“
„Ich aber nicht!
Weißt du eigentlich was das für ein Aufwand ist? Der Alte sitzt teilweise über
Tage hinweg in seinen Gemächern und muss Formular für Formular ausfüllen.
Nein“, er fuchtelt abwehrend mit den Händen, „nein, das mach ich nicht, niemals!“
Sie legt den
Kopf schief. „Als man dich zum Hohemagier ernannt hat, warst du stolz wie Oskar
und hast damit bei jedem der dir über den Weg gelaufen ist angegeben, wie du
doch der ‚jüngste Hohemagier seit tausend Jahren‘ bist. Aber jetzt, da dich der
Erzmagier zu seinem Nachfolger machen will und du damit mit Abstand der jüngste
Erzmagier seit zehntausenden von Jahren wärst, da gefällt dir das nicht?“
„Ganz genau. Die
Arbeit als Hohemagier ist schon anstrengend genug. Ständig diese nervigen
Studenten um die man sich kümmern muss, aber als Erzmagier komm ich doch nie
mehr zu meinen Studien. Dann muss man auch immer bei diesen Banketten
rumwandern und Hände schütteln. Beim Letzten hab ich gesehen wie sich der
Erzmagier mit dieser Labertasche von Regenten von Mesa weit über zwei
Glockenschläge unterhalten musste! Nein, ohne mich. Dia ist da übrigens auch
ganz meiner Meinung.“
„Dia ist ja auch
ein Philanthrop und Freigeist durch und durch. Du dagegen …“
„Er hat übrigens
vor zu seinem 200ten Hochzeitstag sein Ehegelöbnis mit Valera zu erneuern. Sie
planen eine kurze Hochzeit mit anschließender Feier. Naja, also offiziell ist
es natürlich ihr 20zigster Hochzeitstag, es kommen ja auch viele Menschen zur
Feier.“
„Tatsächlich?“
„Ja, und weist
du was das Beste ist? Er hat mich gefragt ob ich sein Trauzeuge sein kann.“ Er
strahlt über beide Ohren.
„Ach, als Rache
dafür, weil er bei unserer Hochzeit dein Trauzeuge sein musste?“
„Wieso Rache? Es
hat ihn doch tierisch gefreut, als ich ihn drum gebeten hatte, weil mein Bruder
krank wurde.“
„Ich glaube kaum
er hat sich gefreut, als er deinen bis oben hin zugeschütteten Körper im
Anschluss an deiner Junggesellenparty nach Hause schleppen musste …“
Er kichert. „Das
gehört halt dazu.“
„Auch den
zukünftigen Bräutigam davon abzuhalten die Tänzerinnen anzutatschen?“, redet
sie mit ausdrucksloser Mine weiter.
„Äh, also. naja, ich …“. vorsichtig weicht er zurück.
„Was ist denn?“,
Catherine legt ihren Kopf schief, „geht dein Ablenkungsmanöver etwa nach hinten
los?“
Wieder ertappt.
„Verdammt. Ich will den Titel nicht! Es gibt ja nicht einmal mehr …“
Ein stechender
Schmerz durchzuckt ihn urplötzlich. Er taumelt und geht in die Knie. Erst
langsam lässt er nach.
„Verflucht, was
war das denn? Scheiße. Cat, hast du dir etwa eine neue Technik ausgedacht, wie
du mir geistig in die Eier treten kannst? Cat?“ Er dreht sich in ihre Richtung
und mit einem Schlag weicht ihm jede Farbe aus dem Gesicht. Catherine liegt vor
ihm. Keinerlei Regung. „C, Cat?“
Verdammt was
geschieht hier?
Überall um ihn
herum laufen Medici, Heiler und Helfer hin und her. Das gesamte Hospital ist in
heller Aufregung.
„Hey, wart
mal!“, er greift sich eine der vorbeieilenden Helferinnen. „Was ist hier los?“
„Was? Das wissen
wir nicht. Überall in der Stadt sind auf einmal Menschen bewusstlos umgefallen.
Unser Haus ist bereits überfüllt und es kommen immer mehr Fälle rein. Wir
wissen nicht was es war, aber selbst aus dem Zirkel bekommen wir Meldungen von
Magiern die zusammen gebrochen sind. Ich, ich muss jetzt weiter“, sie reißt
sich los und rennt weiter.
Scheiße, der Zirkel ist auch betroffen? War
das ein magischer Angriff?
Samarus sieht
sich um. Hinter ihm liegt Catherine, immer noch ohne Bewusstsein in ihrem Bett.
Er betrachtet die anderen Opfer.
Sie haben alle keine Wunden oder
Vergleichbares. Es muss. Moment, den kenn ich. Er war bei unserer Hochzeit. Mh,
ihn hab ich auch schon einmal gesehen. Ein Freund von Dia? Die dahinten hab ich
auch schon einmal gesehen und ihn? Ja, ihn kenn ich auch irgendwoher. Heilige
Scheiße. Alle sind es Drachen!
Die Nacht ist heraufgezogen. Samarus hat es sich
inzwischen auf einen Stuhl neben dem Bett seiner Liebsten bequem gemacht. Die
Aufregung des Tages hat ihren Tribut gefordert, er schläft unruhig.
„Mhm … was
ist?“, müde schlägt er die Augen auf. Irgendetwas hat ihn aufgeweckt.
„Cat? Cat! Du bist wach!“ Freudig springt er auf und hält abrupt inne als er
begreift was ihn geweckt hat.
Sie weint. Sie
weint hemmungslos.
„Was ist
passiert?“
Mit
tränenunterlaufenden Augen sieht sie ihn an. „Papa ist tot.“
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