Freitag, 29. März 2013

Revolution


Wie sie mich ansah. Diese verführerischen Augen und das kokette Lächeln. Wie sie meine Hand langsam über ihr Mieder geführt hat. Mhm, wie hieß sie nochmal?
   „Sophie?“
   Nein, nicht so. Sie hatte es mir doch gesagt
   „Sophie?“
   Nein, nein, es war irgendwas mit K.
   „Sophie, hörst du überhaupt zu?“, fragt die bereits stark gealterte Matrone mit einem gereizten Unterton.
   Sophie schreckt auf. Ihr Blick liegt nun auf der Frauenrunde, zu der sie sich wie jedem Morgen hinzusetzen musste. ‚Denn das wird von einer Baldwin erwartet‘, so hatte es ihre Mutter immer gesagt.
   „Entschuldigt, ja ich höre zu“, gibt sie schnell zurück.
   „Ihr müsst Sophie entschuldigen. Vermutlich schmachtet sie gerade Lord Wooton nach. Er hat schließlich gestern den halben Abend mit ihr verbracht“, gibt die für ihr loses Mundwerk bekannte Tochter eines der Großherzoge bekannt.
   Diese Aussage wiederum lässt eine der eher unbedeutenden Töchter aufhorchen „Tatsächlich? Lord Wooton, ich habe gehört ...“
   Würg, dieser eitle Pfau? Nein Moment, das wäre eine Beleidigung für diese armen Tiere. Die haben ja bestimmt schon genug Federn für seine hässliche Kleidung gelassen, die der Kerl gestern anhatte. Der hing mir gestern den halben Abend am Rockzipfel und hat ständig von seinen Anwesen in Surr geredet. Zum Glück ist sie dann gekommen und hat es geschafft ihn abzulenken, damit wir beide verschwinden konnten. Sie gibt sich wieder ihren Gedanken hin.
   „Wegen einem Stück Brotes?“
   Mh?
   „Ja, ist das nicht unglaublich? Sie sind wirklich nur wegen etwas zu Essen über den armen Bäcker und seinen Gesellen hergefallen.“
   Was soll daran bitte unglaublich sein? Was würdet ihr denn bitte machen wenn ihr seit Wochen nichts als Dreck und Abfall zu Essen hattet und da einer vor eurer Nase mit frischen Essen rumwedelt, was er euch niemals freiwillig geben würde? Aber Hunger kennt ihr ja nicht. Wütend starrt sie die beleibte Tochter an, die mit ihrer Geschichte fortfährt.
   „Die Stadtwache musste eingreifen und den Pöbel auseinander treiben. Dabei wurde sogar einer der Kommandanten am Arm verletzt“
   „Oh mein Gott, wie schrecklich. Es war aber doch nicht….“
   Unfassbar, ein kleiner Kratzer am Arm. Das war alles und schon werden sie alle regelrecht panisch. Was ist mit den siebzehn Männern und Frauen, die an der Wehrmauer aufgeknüpft wurden? Ich halt das nicht aus. Verdammt ich muss hier weg.
   Schnell erhebt sie sich und die Frauenrunde starrt sie erstaunt an.
   Sophie murmelt kurz eine auf die Schnelle erfundene Ausrede „Entschuldigt mich, ich habe noch eine Verabredung auf die ich mich vorbereiten muss“
   „Oh Tatsächlich? Uh, vielleicht mit Lord Wooton?“
   „Aber ich habe gehört das er…“ Und schon fängt das Geschnatter wieder an, während Sophie Baldwin gerade den alten Speisesaal verlässt.

Die pralle Mittagssonne senkt sich langsam herab. Der Abend nähert sich. Die Mitglieder des Adels von Sarida kommen aus ihren Häusern heraus in die kühle Abendluft. Dementsprechend ist der kleine Park am Rande des hohen Viertels bereits stark gefüllt. Natürlich nicht mit hochrangigen Adeligen, die würden sich niemals so nahe an die ärmeren Viertel herantrauen, auch wenn sie knapp zwanzig Meter tiefer liegen und der Park durch hohe Gebäude des niederen Adels umringt ist. Nein, hier im Park bewegt sich hauptsächlich der niedere Adel und zur Verwunderung einiger auch die Tochter des hohen Lord Baldwins.
   Sophie bewegt sich zielgerichtet auf den vereinbarten Treffpunkt am Baum, neben dem künstlichen Weiher, zu.
   Scheinbar bin ich die erste.
   Sie zieht ihre kleine Taschenuhr heraus und vergewissert sich noch einmal wie viel Uhr es ist. Aber ich bin pünktlich. Verspäten sie sich etwa?
   Als sie wieder aufblickt erstarrt sie. Dort stehen sie auf einmal. Drei, nein Moment, der in der Uniform dort hinten gehört auch zu ihnen. Also vier Mitglieder der Revolution.
   „Sophie meine Liebe, wie geht es euch?“, begrüßt sie der hochgewachsene Mann in der Mitte.
   „Lord Harrel, es geht mir gut und euch?“
   „Hervorragend, insbesondere jetzt wo ich euer Antlitz erblicke.“
   Sie errötet.
   „Aber nennt mich doch Daniel. Dies hier zu meiner Rechten ist Lord Azis Zakari ...“
   Der stämmige Mann zu seiner Linken verbeugt sich leicht. „Madam.“
   Ihn kenne ich, er gehört zu einer der wenigen einheimischen Familien die es zu etwas gebracht haben. Er war wohl früher mal in der Armee oder Stadtgarde. Deswegen ist er wohl auch so breit gebaut.
   „… und hier zu meiner Linken steht Lord Timothy Huff“
   In dem Moment, als sie ihn anblickt, verzieht sich sein Gesicht zu einem schelmischen Grinsen.
   Igitt, das ist doch niemals ein Lord. Ich kenne fast alle Mitglieder der Familie Huff und der gehört ganz bestimmt nicht zu ihnen. Er trägt zwar edle Kleidung und das Wappen der Huffs, aber diese Glatze und sind das Tätowierungen? Ja, sie gehen den Hals runter und da an seiner Hand sind noch mehr. Vermutlich ist sein halber Körper tätowiert. Er wirkt wie ein Hafenarbeiter aus den Geschichten der alten Heimat, aber nein, dafür ist er zu dünn und zu blass.
   „Dort hinten steht Kommandant Locksley, er passt auf das uns niemand beobachtet“, beendet Lord Harrel die Vorstellung seiner Leute.
   „Wir sind euch zu tiefst dankbar über eure finanzielle Unterstützung unseres Vorhabens. Nun, weshalb habt ihr uns zu diesem Treffen gerufen?“
   Jetzt ist es soweit, los geht’s Sophie.
   „Ich möchte mehr als nur eure finanzielle Unterstützung sein. Ich möchte euch aktiv unterstützen“, antwortet sie selbstsicher, zu ihrer eigenen Überraschung.
Verdutzt schauen die Männer sie an. „Milady, ich glaube es wäre besser wenn sie sich zu ihrer Sicherheit dort heraus halten.“
   „Meine Sicherheit interessiert mich nicht. Es geht mir um die Menschen die hier in dieser Stadt leiden!“, erwidert sie sofort.
   „Pff, du kannst ja nicht einmal eine Suppe kochen ohne deine Mägde. Wie willst du uns helfen?“, unterbricht sie ‚Lord Huff‘.
   Arr…dieses Arschloch und jetzt strahlt mir auch noch die Sonne ins Gesicht. Sie blinzelt.
   „Lord Huff! Sie sollten sich vielleicht erst einmal anhören wie genau sie uns unterstützen möchte. Lady Baldwin?“
   „Ja, meine Mutter hat mich in mehreren Sprachen unterrichtet und ich besitze auch sehr gute anatomische und pharmazeutische Kenntnisse“, sie blinzelt, „mit ein wenig Unterstützung kann ich Kranke und Verletzte versorgen.“ Sie blinzelt erneut.
   Verfluchte Sonne, dabei war sie doch eben noch in meinem Rücken.
   „Lady Baldwin? Ist alles in Ordnung?“ Lord Zakari sieht sie besorgt an.
   „Es ist nichts. Die Sonne blendet mich nur immer wieder.“
   Entsetzt starren die 3 Männer sie an. Lord Huff ist der erste der sich umdreht und dieses eine Wort brüllt, was alles verändert: „Scharfschütze!“

Auf einmal explodiert die Welt. Lord Harrel schmeißt Sophie um, ehe sie überhaupt begreift was gerade passiert. Er packt sie unsanft an ihrem Schulterpolster und schleift sie quer über dem Boden hinter den alten Baum.
   Auaaa, was ist los? Ein Scharfschütze? Aber wo? Da oben? Nein da ist nur eine Fackel. Eine Fackel bei Sonnenschein?
   Vollkommen entsetzt starrt sie auf den panisch mit dem Armen wedelnden Mann dort oben auf dem Dach. Sein Körper ist vollkommen in grünrotem Feuer eingehüllt. Kreischend verliert er den Halt und stürzt in die Tiefe.
   Oh mein Gott, wie kann das sein. Ein Teufel? Eine Hexe? Hier? Panisch dreht sie ihren Kopf herum auf der Suche nach dem Ursprung und ihr Blick bleibt an Lord Huff hängen. Dort wo eben noch sein langer Ärmel war, hängen jetzt nur noch halb verbrannte Fetzen. Darunter lodern seine Tätowierungen, die tatsächlich noch viel weiter reichen als sie zuerst dachte.
   Er ist ein Hexer, weiß Daniel davon? Wo ist er?
   Erst jetzt erfasst sie langsam was gerade geschieht. Der Park füllt sich mit Soldaten, keine Gardisten. Richtige Soldaten und sie eröffnen das Feuer. Kommandant Locksley liegt am Boden. Wohl tot, wenn man sich seinen halb zerfetzten Schädel ansieht.
   Verdammt, der Scharfschütze.
   Zakari und Huff haben sich inzwischen hinter einen Felsen zurückgezogen und Feuern auf die Soldaten, genau wie Daniel der an der anderen Seite des Baumes hockt.
   „Shade! Schaff Sophie hier raus. Wir nehmen die Tunnel!“, brüllt Daniel rüber zu seinen Männern hinter dem Felsen.
   Shade? Wer soll das sein?
   „Gut“, kommt die Antwort gebrüllt, „aber wehe ihr krepiert hier.“ Lord Huff erhebt sich.
   Nein, nicht er. Jeder nur nicht dieses Monster!

Welches urplötzlich vor ihr steht.
   „Los hoch mit dir!“, brüllt er ihr ins Ohr.
   Sie schüttelt nur ihren Kopf.
   „Sophie, los, gehen sie sofort mit ihm oder sie werden hier sterben. Er bringt sie in Sicherheit. Vertrauen sie mir!“, ermutigt sie Daniel.
   Er vertraut ihm tatsächlich. Nun gut.
   Sie erhebt sich langsam. Er packt ihren Arm und zerrt sie hinter sich her.
   „Kopf unten halten. Schauen sie auf keinen Fall nach oben!“, ermahnt er sie.
Wieso? Was soll da oben sein. Da ist doch nichts, da sind doch nur ein paar sehende Augen. Oh verdammte…
   Acht bis zehn Stück von ihnen schweben da oben. Sehende Augen, die Wächter der Stadt. Kleine technische Wunderwerke, die mit kleinen Rotoren über der Stadt kreisen und alle verdächtigen Aktionen erfassen.
   Und jetzt haben sie mich gesehen. Ok Sophie, schau einfach nur nach unten. Da ist Gras, viel Gras. Verdammt ein Stein. Fast wär ich gefallen. Weiter Gras, Gras, Ziegel, Gott ist mir schlecht, Ziegel … Ziegel? Wer baut denn Straßen aus Dachziegeln?
   Sie schaut auf und erstarrt. Vor ihr erstreckt sich Sarida in seiner vollen Pracht.
   Wir sind auf einen Dach! Wie sind wir hier auf einmal hochgekommen? Teleportation! Shade dieser Hexer!
   Er erwidert ihren Blick mit einem teuflischen Grinsen. „Und jetzt geht’s wieder runter!“
   „Runter?“
   Keine Erwiderung, er packt nur ihren Arm und schmeißt sich mit ihr runter in die Tiefen. Runter in die unteren Viertel.
   „Neeein!“, brüllt sie panisch.
   Ich werde hier sterben, 40 Meter, 35 Meter, noch 30 Meter, 25 Meter, 20 Meter, Aufprall … Aufprall?
   Mit einem Knall landen beide auf dem alten Welldach.
   Au, verdammt. Das hat wehgetan. Aber nicht so stark wie es sollte, oh Gott…
   Sie rollt sich herum und übergibt sich lautstark.
   „Bäh, das ist aber nicht gerade sehr ladylike Miss  Baldwin“, gibt er völlig außer Atem von sich.
   „Fick dich!“, kommt sofort die Retourkutsche.
   „Ha! Hat Milady doch ein paar Eier. Gut, die kannst du jetzt gebrauchen. Los runter von hier.“

Beide rutschen runter vom Dach, hinunter in einen alten menschenleeren Hof.
   „Warte, muss mich kurz konzentrieren“, hält er sie auf. Seine Pupillen verändern sich. Erst werden sie golden und dann breiten sie sich auf das ganze Auge aus. Er schaut sich um, sein Blick ruht kurz auf ihr, dann geht er weiter und inspiziert die Umgebung.
   „Ok, dahinten müssen wir rein“, seine Augen werden wieder normal, während er auf ein altes heruntergekommenes Gebäude zeigt. Vermutlich eine alte Werkstatt.
   „Was war das gerade?“, fragt sie verdutzt.
   „Nichts weiter. Damit kann ich nur durch Objekte hindurch sehen, Stahl, Stoff, Stein etc.“
   „Moment, Stoff?“
   „Hehe, jap.“
   „Du elendige perverse Ratte!“
   „Haha. Auch wenn mir dein Mundwerk gefällt, du solltest es auf unserer nächsten Etappe besser unter Verschluss halten.“
   Er bricht das minderwertige Türschloss mühelos auf und beide betreten die miefige Werkstatt.
   „Was meinst du damit?“, fragt sie ihn verwundert.
   „Naja, da du es vorhin nicht unterlassen konntest nach oben zu schauen, wohlgemerkt entgegen meinem Rates, weiß in Kürze der gesamte Staatsapparat das Lady Sophie Baldwin mit den elendigen verräterischen Revoluzzern unter einer Decke steckt.“
   Ihr Gesicht wird bleich.
   „Also müssen wir dich tarnen und durch die Kontrollpunkte hindurch kriegen. Zum Glück ist es nur einer. Im nächsten Viertel haben wir einen Durchgang zu einem unserer Lager.“
   „Können wir nicht über die Dächer?“
   „Nein, das kostet zu viel Kraft und sie werden schnell Patrouillen da hoch schicken. Also“, er greift hinter eine alte Maschine, zieht einen alten verschmierten Overall hoch und wirft ihn ihr zu, „zieh das an.“
   „Der ist ja vollkommen versifft“, gibt sie angewidert von sich.
   „Glaube ein Nigelnagelneuer würd ein wenig auffallen, findest du nicht?“
   Resigniert lässt sie die Schultern hängen. „Ok, aber dreh dich gefälligst um.“
   Gesagt wie getan dreht er sich von ihr ab. „Gut, auch wenn’s eh nichts neues wäre, was ich zu sehen bekommen würde.“
   Ein kurzes ‚Arschloch‘ murmelnd beginnt sie sich zu entkleiden und den Overall überzustreifen.

„So, fertig.“
   Er dreht sich um und hält ihr dabei eine alte breite Mütze entgegen. „Gut, jetzt stopfen wir noch deine Haare hier rein.“
   „Warum das denn jetzt?“, erwidert sie genervt.
   „Naja, ich glaube die einzigen, die in diesem Viertel mit langem weichem Haar herum laufen sind Lustknaben und Huren. Wär dir so eine Verkleidung lieber?“
   Wütend reißt sie ihm die Mütze aus der Hand, stopft ihre Haare hinein und setzt sie auf. „So, zufrieden?“
   „Noch nicht ganz.“ Er packt ihr Gesicht mit beiden Händen und streichelt ihr sanft über die Wange.
   „Was zum…?“, schreckt sie zurück.
   Beschwichtigend hält er beide Hände hoch. Beide sind voll mit Schmieröl. „Muss doch realistisch aussehen, oder?“.
   „Verfluchte Arschgeige! Aber du musst dich auch noch verkleiden. Sie haben dich doch bestimmt auch erfasst oder?“
   „Ja, vermutlich. Aber dafür hab ich schon vorgesorgt.“ Er holt eine Einwegspritze hervor, sticht sich routiniert damit in den Arm und injiziert sich die komplette Flüssigkeit.
   „Was war das?“, fragt sie ihn unsicher.
   „Nichts, nur Wasser.“
   „Du spritzt dir Wasser?“
   „Genauer gesagt Meerwasser.“
   „Meerwasser? Moment, die Tränen des Mondes. Dann stimmt der Mythos?“
   „Joa, wobei es wohl nur in diesem Land hier als Mythos abgetan wird. So, jetzt ist meine Tarnung dran.“
   Er dreht sich leicht im Kreis herum, einmal um seine eigene Achse. Der verschrammte und halb verbrannte Anzug schrumpft, verändert sich und wird zu einer Bluse? Die Hose wallt auf, wird breiter und beide Hosenbeine vereinen sich zu einem einzigen weitem Kleid. Aus der Glatze sprießen in einem Bruchteil von einer Sekunde lange blonde Haare. Sein gesamter Körper sackt in sich zusammen, nein, er schrumpft, wird zierlicher und auf einmal steht eine hübsche junge Frau vor Sophie.
   Sie starrt ihn oder sie? mit offenen Mund an, nur mühselig kann sie ein Wort bilden: „Ka, Kat, Katarina?“
   Die junge Blondine schaut sie mit einem koketten Lächeln an. „Na endlich hast du mich erkannt. Hab schon gedacht dir hätte unsere Nacht gestern nichts bedeutet.“
   „Du bist Katarina Jaroslaw?“, brüllt sie ihn vollkommen entsetzt an.
   „Joa und noch ein paar andere Adelige. Den Namen Shade hab ich mir nicht ohne Grund verdient. Mh ja, entschuldige, dass ich es dir so mitteilen muss, aber deine erste lesbische Erfahrung war wohl technisch gesehen … mit einem Mann.“
   Vollkommen durch den Wind starrt sie ihn einfach nur an.
   „Nun genug des Gaffens und raus auf die Straße. Du bleibst hinter mir und hältst dich bedeckt. Falls wir gefragt werden übernehme ich das reden. Ich war eine Fabrik von mir besichtigen. Dort ist mein Wagen liegen geblieben und du hast mir angeboten mich wieder in die Oberstadt zu geleiten, ok?“
   Vollkommen benommen nickt sie nur.
   „Gut, dann los.“ Er öffnet die Tür und sie betreten die volle und lärmende Hauptstraße.

I, Ich hatte Sex mit ihr, mit ihm? Ich habe ihr meine Jungfräulichkeit geschenkt und dabei war sie ein Kerl? Das gibt’s doch nicht. Das kann es einfach nicht geben, wie kann das…?
   Sophie? Konzentrier dich und pass auf. Da vorne ist der Kontrollposten!“
   Ihr Kopf schnappt nach oben und ihr Bewusstsein sickert wieder ins Hirn. Vor ihnen ragt ein massives mit Stahl verstärktes Steingebäude auf. Der einzige Weg dadurch ist ein kleiner Torbogen in dem mehrere Gardisten stehen und jeden beobachten der hindurch will. Schnell senkt sie ihren Blick.
   Scheiße, hoffentlich halten sie uns nicht auf.
   „Milady, würden Sie bitte zu uns kommen?“, einer der Gardisten winkt Katarina zu sich.
   Verflucht. Ok, ganz ruhig. Eine Lady hier unten, das ist ungewöhnlich. Da müssen sie nachfragen. Das ist alles, versucht sie sich zu beruhigen.  Dann können wir weiter.
   Die Gardisten führen beide hinein ins Gebäude. „Milady kommen sie bitte hier herein. Die andere nimmst du dir mit“, er weist auf eine andere muskelbepackte Wache. Diese packt Sophie und zieht sie mit sich in eines der Befragungszimmer.
   Warum trennen sie uns? Ist das normal?
   „So, was führt euch beide denn hier in die Unterstadt?“, beginnt der Gardist sofort mit seinen Fragen.
   „Wir ähm, Lady Jaroslaw hat hier, also hier unten, eine Fabrik besichtigt und da arbeite ich. Ihr Wagen ist dann auf einmal nichtmehr angesprungen und…“
   Die Wache fängt laut an zu lachen. „Ach komm lass diesen Bullshit.“
   „Was?“
   Er baut sich vor der Tür auf. „Habt ihr allen Ernstes geglaubt ihr würdet damit durch kommen? Ich hab zwar keine Ahnung was diese andere Hochgeborene hier macht, aber uns soll es recht sein. Eine weitere enttarnte Verräterin. Mehr Spaß für uns.“
   „Was?“, fragt sie vollkommen eingeschüchtert.
   Er legt den Kopf schief „Glaubt ihr etwa es interessiert Jemanden was wir mit euch machen, ehe wir euch abliefern?“
   Ihr Entsetzen wird größer während sie immer weiter zurück weicht. Doch er kommt näher und sie spürt bereits die Wand hinter sich. Sein Grinsen wird mit jedem Schritt den er macht breiter und breiter. So breit, es bildet sich bereits darunter ein zweites Grinsen. Ein Zweites? Sophie sieht ihn verdutzt an. Sein Kopf geht nach hinten. Immer weiter und weiter. Blut sprudelt aus dem unteren Grinsen und er sackt zusammen.
   Hinter ihm taucht sie auf. Katarina, nein, Shade. Eine lange blutverschmierte Klinge liegt in seiner Hand.
   „Hmpf, sie haben jetzt an allen Kontrollposten versteckte Augen, die jeden überprüfen der hindurch will. Da hilft leider kein Dreck im Gesicht.“ Er schüttelt nur den Kopf.
   „Komm lass uns gehen, bevor die anderen Wachen Wind davon bekommen.“ Er greift nach ihrem Arm und zieht sie hinter sich her.
   „Du, du hast ihn umgebracht. Einfach so?“
   Er dreht sich zu ihr um und sieht ihr ernst ins Gesicht. „Ja. Willkommen in der Revolution“

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